Königskormorane

 

Der Schmied aus Sund ist ein sympathischer Typ. Man sieht, dass er das kleine Museum mit sehr viel Liebe und Engagement eingerichtet hat. Neben nostalgischen Küchen-, Handwerks- und Arbeitsgeräten hat er diverse Motoren gesammelt. Für einen Kenner und Technikenthusiasten sind sicher wahre Kleinode darunter. Hauptarbeitsplatz ist allerdings seine Schmiede. Hier kann man zuschauen, wie er aus einem plumpen Stück Eisen filigrane Kunstwerke schafft. Spezialisiert ist er auf Kormorane, die er in allen Größen und Variationen produziert. Leicht, als könnten sie gleich abheben, wirken sie. Er habe das Museum ohne staatliche Unterstützung initiiert und gestaltet, erzählt er mir. Und dass er vom Verkauf der Kunstobjekte gut leben könne, aber auch viel arbeiten müsse. Im Winter produziert er die Ware für die kommende Saison, Urlaub hat er schon lange nicht mehr gemacht. Dieses Jahr läuft der Verkauf besonders gut. Er erklärt sich das mit der im Verhältnis zum Euro schwachen Krone. So sind die Preise für die Touristen erschwinglich. Ich frage, ob die Inflation in Norwegen sehr hoch sei. Er meint: „Nein, Inflation gibt es in Norwegen nicht. Oder? Ja, in gewisser Weise schon. Die Ölindustrie zahlt horrende Löhne um ihre Mitarbeiter zu halten. Das hohe Lohnniveau hat natürlich Einfluss auf die Preise.“ Außerdem gesteht er mir, dass er leidenschaftlich gern Trockenfisch isst. Am liebst zerstoßen als Snack. Schon als Junge hätte er seinen Vater ständig darum angebettelt. Und die schmackhaften Wildgänse mag er auch, sie seien köstlich. Die dürfen nämlich ab Mitte August gejagt werden, was auch eifrig getan wird, bevor sie schon Ende August gen Süden ziehen. Leider erst später lese ich: „Als König Olaf V 1963 die Lofotenstraße eröffnete, überreichte der Schmied aus Sund dem König eine Kormoranskulptur. Seitdem heißt der Vogel Königskormoran.“ Ich hätte meinen netten Gesprächspartner gern gefragt, ob es sich dabei um seinen Vater handelte. Wenn ja – welch eine Tradition und Familiengeschichte!

 

 

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